Dr. Andrea Lanfranchi
Andrea Lanfranchi kommt aus Poschiavo (italienisches Graubünden) und wohnt mit seiner Familie in Meilen bei Zürich. Er hat Psychologie, Sonderpädagogik und Psychopathologie studiert und an der Universität Zürich mit der Studie „Immigranten und Schule“ promoviert. Nach der postgradualen Weiterbildung in systemischer Therapie und Beratung hat er viele Jahre als Schulpsychologe und als Psychotherapeut gearbeitet. Nebenberuflich war er von 1999 bis 2019 als Lehrtherapeut und Supervisor beim Meilener Institut Zürich tätig (Weiterbildung in Systemischer Therapie und Beratung). Hauptberuflich war er von 2002 bis zu seiner Emeritierung 2022 an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Lehre und Forschung tätig, in den letzten Jahren als Institutsleiter und Mitglied der Hochschulleitung. Er hat verschiedene Nationalfondsprojekte in den Forschungsfeldern Schule, Migration, Familie und Integration geleitet, u.a. die laufende longitudinalen RCT-Interventionsstudie ZEPPELIN im Bereich der Frühen Förderung: www.zeppelin.hfh.ch.
Seit vielen Jahren studiert er die Prozesse der gesellschaftlichen Integration von sozial benachteiligten Migrationsfamilien sowie der schulischen Integration der Kinder aus diesen Familien. Sein spezifischer Fokus liegt in Prävention von Lern- und Verhaltensstörungen in der Schule. Vor dem Hintergrund der Systemtheorie und gestützt auf die Erkenntnisse der Resilienzforschung untersucht er Faktoren, die trotz erschwerten Bedingungen zu positiven Transformationen bei Kindern und Jugendlichen führen mit dem Ziel ihrer gesunden Entwicklung und gelungenen Adaptation im jeweiligen Kontext und an der jeweiligen Lebensphase. Vielversprechend sind dafür Investitionen von Anfang an, das heisst ab Geburt. Auf diesem Fundament steht die weitere Entwicklung.
Seine letzten Bücher: Liebe und Gewalt in nahen Beziehungen (Carl-Auer-Systeme 2011, mit Ulrike Borst); Schulische Integration gelingt (Klinkhardt 2012, mit Joseph Steppacher); Wirkung frühkindlicher Betreuung auf den Schulerfolg (Edition SZH 2012, mit Waltraud Sempert); Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch-interkulturell denken und handeln (Beltz 2004, mit Janine Radice von Wogau und Hanna Eimmermacher).
Andrea Lanfranchi ist Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migration und der ständigen EDK-Kommission Bildungsgerechtigkeit.
Workshop:
K35: Update Systemische Therapie mit Kindern und Familien nach Migration und Flucht
Migration und Flucht sind fast immer ein positiver, innovativer und entwicklungsfördernder Befreiungsakt. In der therapeutischen Arbeit mit eingewanderten und geflüchteten Familien und ihren Kindern und Jugendlichen sind wir aber oft mit misslungenen Prozessen des Wandels konfrontiert. Wie können wir dazu beitragen, dass Migrantinnen und Migranten Integrationsprozesse gelingen – anstelle von Stagnation, Marginalisierung und in manchen Fällen Symptombildungen? In der Praxis geht es nicht darum, zu konstatieren, wo sich Eingewanderte und Geflüchtete „kulturell“ befinden, sondern herauszufinden, wie sie sich im bisherigen Verlauf der Integration und Akkulturation transformiert haben. Oft ist der Wandel nicht so weit gediehen, dass die Alltagsbewältigung in der Aufnahmegesellschaft störungsfrei gelingt. Auf dem Weg des „Ankommens“ leisten manche Migrantinnen und Migranten in Therapie und Beratung Widerstand gegen Veränderungen. Dabei ist es zielführend, den Widerstand zu normalisieren statt ihn zu pathologisieren. Das setzt interkulturelle Kompetenz im Helfersystem voraus.
Mit Video-Ausschnitten aus Therapieverläufen und kurze Übungen dazu.
Der Artikel zum Kurs: Lanfranchi, A. (2018). Systemische Therapie bei Migration und Flucht. In K. von Sydow & U. Borst (Hrsg.), Systemische Therapie in der Praxis (S. 729-743). Weinheim: Beltz.
Ziele/Lernziele:
1. Die Teilnehmenden verstehen Migration in der Dynamik der Gestaltung von Übergängen
2. Sie erkunden durch Fallverstehen in der Begegnung wie Strukturtransformationen in Krisenlagen gefördert werden können.